60 jahre BRD & 20 jahre Mauerfall

Im Jahr 2009 feiert sich Deutschland anlässlich seiner beiden großen Jubiläen – 60 Jahre Grundgesetz und 20 Jahre Mauerfall – als freie und geeinte Nation. ›Freiheit‹ und ›Einheit‹ sind die Leitmotive nationaler Selbstvergewisserung, die durch Presse, Zivilgesellschaft und Kulturindustrie ausgestaltet werden. 20 Jahre nach dem Ende der DDR dient die „Wende“ als Vorbild geschichtsträchtiger Inszenierungen nationaler Selbstvergewisserung. Deutschland feierte sich und seine Geschichte. Die Geschichte eines Volkes, dass als geläuterte Nation mit Auschwitz und Hohenschönhausen seine Adoleszenzphase hinter sich gelassen glaubt und mit der „friedlichen Revolution“ von 1989 als späte Sieger der Geschichte in die Riege jener bürgerlicher Staaten eingereiht hat, die schon längst über einen revolutionären Gründungsmythos verfügten.

Deutschland als „erwachsene Nation“ ist sich seiner Wirtschaftsmacht bewusst und verkündet die soziale Marktwirtschaft als weltweite Heilsidee für die Verwerfungen des tagtäglichen Kapitalismus. Als „geläuterte Nation“ setzt sie als Teil der „westlichen Wertegemeinschaft“ mit SoldatInnen in aller Welt den Frieden durch. 1989 wurde das Ende der Geschichte ausgerufen, das Zeitalter der Ideologien und totalitären Diktaturen war vorbei. Dies Pogramm nationaler Myhtenbildungen wurde und wird diese Jahr durch Inzenierungen der Jubiläien in Szene gesetzt.

Die Bundesregierung schreibt auf einer eigens eingerichteten Propagandaseite zum Jubiläum „Freiheit und Einheit“: „Unser Land begeht in den Jahren 2009 und 2010 ein doppeltes Jubiläum, das auf die Jahre 1949 und 1989/90 zurückweist. Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verkündet und damit die Bundesrepublik Deutschland konstituiert. Im Herbst und Winter 1989/90 stürzten die Deutschen in der DDR die SED-Diktatur in einer friedlichen Revolution, die in die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands einmündete.“ Am 23. Mai feierte die BRD ihren 60. Geburtstag. 60 Jahre Grundgesetz, 60 Jahre Demokratie und Eierkuchen für alle. Mit einer Fanmeile in Berlin konnten um die hunderttausend Besucher gelockt werden, die in Warteschlangen Luftballon und Grundgesetzt sich abholen durften.

Zum 9. November dem „Sturz der SED Diktatur“ hat sich die Stadt Berlin und die BRD wiedermals eine PR-Aktion in eigener Sache überlegt. So soll am Abend des 9. November das „Fest der Freiheit“ mit einem Open-Air-Konzert der Staatskapelle Berlin unter Leitung von Daniel Barenboim auf dem Pariser Platz eröffnet werden. Zur Party sollen Polit-Promis aus aller Welt wie Hans-Dietrich Genscher, Kofi Annan, Muhammed Yunus und Michail Gorbatschow anreisen um den „Deutschen“ zur Wiedervereinigung und Kapitailismus zu gratulieren.

Im Zentrum der nationalen Erbauung in Zeiten der Krise soll durch Anstoßen von Dominosteinen symbolische der „Mauerfall“ nachempfunden und die Story des alternativlosen Kapitalismus und somit des Ende der Geschichte erzählt werden. Anlässlich des 9. November 2009 unternimmt die BRD noch einmal eine letzte Anstrengung dieses Jahr, dem anstehenden Jubiläumskalen der historischer Wendemarken „deutscher“ Geschichte feierlich-staatstragend und „in Würde“ zu folgen und der nationalen Befriedungssause Deutschland eine Fanmeile in Berlin zu geben wo jeder mitmachen darf, kann und soll.

Diesem „Fest der Freiheit“, bei dem sich Deutschland anlässlich des Mauerfalls als freiheitsliebender Friedenstifter geriert, soll mit einer antinationalen Demonstration begegnet werden, die eingebettet ist in einer von dem UmsGanze-Bündnis initiierten Kampagne: „STAAT.NATION.KAPITAL.SCHEISSE – Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit!

Weitere Infos und Quellen:

http://top-berlin.net/?page_id=102
http://www.einheit-und-freiheit.de/
http://de.indymedia.org/2009/10/264474.shtml#60jahre